Piesteritz kann leider nicht siegen, verkauft sich aber top

Daniel Richter, 18.05.2011

Piesteritz kann leider nicht siegen, verkauft sich aber top

http://www.rbwonline.de/beitrag/filmbeitrag2.php?id=44787

Landespokalfinale

Piesteritz kämpft, der HFC trifft

 


VON KARL EBERT, 17.05.11, 21:09h, aktualisiert 17.05.11, 22:44h
Landespokalfinale
Angelo Hauk und Toni Lindenhahn (rechts) feiern mit Torschütze Marco Hartmann (22) das Tor zum 2:0 für den HFC. Hallescher FC gegen FC Grün-Weiß Piesteritz. (FOTO: ANDREAS LÖFFLER)
Bild als E-Card versenden Bild als E-Card versenden
DESSAU-ROSSLAU/MZ. Es muss nicht schlecht sein, wenn ein Pokalfinale seinen ersten großen Schmunzler schon eine halbe Stunde vor Anpfiff hat. Sven Köhler, der Trainer des Halleschen FC, hatte gestern mit einer besonderen Personalie auf dem Spielberichtsbogen dafür gesorgt. Denn - kein Witz - dort tauchte Ronny Hebestreit, einer der etabliertesten Fußballer im Kader des HFC als Zeugwart auf.

Hebestreit fand das offenbar ganz und gar nicht komisch. Mit gesenktem Kopf kam er vor dem Anpfiff aus dem Spielertunnel im Paul-Greifzu-Stadion von Dessau-Roßlau. Das Landespokalfinale, das der HFC mit 2:0 gegen Grün-Weiß Piesteritz gewonnen hat, hat er genauso verpasst wie in den Jahren zuvor. Zweimal wegen einer Sperre, nun, weil Köhler ihn nicht mehr berücksichtigte - ein würdiger Abschied sieht anders aus.

Da Hebestreit auf dem Protokoll stand, durfte er den Erfolg seines Teams zumindest aus der Nähe verfolgen und musste nicht auf die Tribüne. Und so erlebte auch er, wie ein zweiter Abwanderer der Mannschaft dem Finale zwischen dem Viertligisten HFC und dem Sechsliga-Spitzenteam Grün-Weiß Piesteritz den ersten Schub gab. Auch Selim Aydemir wird den Regionalligisten nach dieser Saison verlassen. Und der Deutsch-Türke betrieb Werbung in eigener Sache. Nach einem Steilpass von Toni Lindenhahn zog Aydemir auf und davon und schob zur 1:0-Halbzeitführung für den Favoriten ein. "Schade, ein 0:0 zur Pause hatten wir uns mit unserer couragierten Spielweise verdient gehabt", meinte später Grün-Weiß-Trainer Uwe Ferl.

Bis dahin hatten die 3950 Zuschauer ein verteiltes Spiel gesehen, mit zwei, drei guten Möglichkeiten auf beiden Seiten. Die spielerischen Vorteile des Favoriten machten die Grün-Weißen mit großem Kampfgeist, robuster Zweikampfführung und gefährlichen Kontern wett.

Der Außenseiter versteckte sich auch nach dem Rückstand nicht. In der Abwehr war der Brasilianer Wellington, der früher selbst einmal das Trikot des Halleschen FC getragen hatte, der Turm in der Schlacht. Die meisten hohen Bälle wurden eine sichere Beute des mittlerweile 39-Jährigen. "Es hat richtig Spaß gemacht heute. Aber wir haben an unserem oberen Limit gespielt", sagte er. Dem pflichtete auch sein Kapitän Marc Richter bei, der nach dem 0:2 Tränen in den Augen hatte. "In der ersten Halbzeit habe ich keinen Klassenunterschied gesehen. Nach der Pause war der HFC besser. Mehr ging bei uns nicht."

22 Minuten vor dem Ende war dann allerdings auch Wellington machtlos, als Marco Hartmann nach einer Flanke von Telmo Teixeira-Rebelo in den Rücken der Grün-Weiß-Abwehr lief und mit seinem Kopfballtor zum 2:0 für die Entscheidung sorgte.

Für den 22 Jahre alten Mittelfeldspieler, seit Jahren immer wieder von schweren Verletzungen gebeutelt, konnte sich dann sogar Ronny Hebestreit auf der Tribüne richtig freuen. "Wenn jemandem ein solch wichtiger Treffer zu gönnen ist, dann Marco", sagte er - und eilte in die Kabine. Er musste schließlich wieder seinem Job als Zeugwart gerecht werden. Und pünktlich zum Abpfiff kehrte "Hebe" mit den Sieger-Shirts "Pokalsieger 2011" zurück. Das erste davon hing er Marco Hartmann um den Hals, ohne dass es dieser es im Freudentaumel selbst bemerkte. "Endlich mal ein Tor in einem solch wichtigen Spiel. Sonst habe ich diese Dinger immer versemmelt", meinte Hartmann.

Für ihn hatte sich übrigens die abendliche Feier bereits vor dem Beginn erledigt. Er hat den Abgabezeitpunkt seiner Hausarbeit für die Uni verpasst und muss heute noch 15 Seiten schreiben.

Fotogalerie: Der HFC siegt im Landespokalfinale

mdr:

In den ersten 30 Minuten scheiterten Stefke, Niesar, Freihube und Hinkelmann. Die Hallenser versuchten, ins Spiel zu finden und Druck aufzubauen. Das gelang nur teilweise. Die größte Chance hatte bis dahin Hauk – er setzte einen Kopfball aus sechs Metern knapp neben das Tor (34.). Kurz vor der Halbzeit gelang dem HFC dann über Lindenhahn ein feiner Konter. Er bediente Selim Aydemir, der nach schönem Solo den Ball vorbei an Torhüter Zschiesche einschieben konnte.

Hartmann machte alles klar

In der zweiten Halbzeit war der HFC dann präsenter und vor allem spielbestimmender. Doch die Grün-Weißen versteckten sich nicht und setzten auch selber Akzente. In der 68. Minute fiel dann das zweite Tor und die Vorentscheidung: Nach einer Flanke von Dennis Mast köpfte Marco Hartmann zum 2:0 ein. Bei Pieseritz schienen dann die Kräfte nachzulassen und Halle konnte die Führung sicher nach Hause bringen.

Pokalsieg sichert Lizenz

Der Hallesche FC schafft damit nicht nur die Qualifikation für die erste Runde des DFB-Pokals, sondern sichert sich auch die Lizenz für die Regionalliga, die der Verein vom DFB nur unter Auflagen bekommen hat. Der Pokalsieg ist in wirtschaftlicher Hinsicht enorm wichtig für den Verein." Manager Ralph Kühne sagte: "Der Gewinn des Landespokals ist ein Teil der Auflagen. Wir haben eine Planung für die laufende Saison. Darin spielt der Landespokal eine Rolle." Der HFC erhält bei Teilnahme an der ersten Runde des DFB-Pokals 100.000 Euro. Die Auslosung zur ersten Runde des DFB-Pokals erfolgt am 11. Juni.

Trainerstimmen:

Uwe Ferl (Piesteritz): "In einem rassigen Spiel haben wir uns in der ersten Halbzeit gut verkauft. Ärgerlich war, dass wir in den der 44. Minute in einen Konter gelaufen sind. Wir wollten so lange wie möglich das 0:0 halten, was uns nur zum Teil gelungen ist. Dann war es ein hochverdienter Sieg für Halle. Dennoch Kompliment an meine Mannschaft."

Sven Köhler (HFC): "Der Druck gegen einen Verbandsligisten zu spielen lag natürlich auf unserer Seite. Alles andere als ein Sieg wäre eine Riesenenttäuschung gewesen. Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit haben wir uns in den zweiten 45 Minuten den Erfolg verdient."

 


Quelle:rbw, mdr, mz