Piesteritz kickt jetzt in der Oberliga
Dietmar Bebber, 05.06.2011
Männer dürfen weinen vor Glück

Nur Bruchteile nach dem Abpfiff war auf dem Rasenplatz die Hölle los. Fans, Spieler und Funktionäre feierten, Fahnen wurden geschwenkt, der Sekt spritzte. Mittendrin ein fassungslos vor Glück weinender FC-Präsident Volker Neuberg. "Ich kann im Moment nicht viel sagen, ich bin völlig aus der Spur. Ich hatte den Jungs so sehr die Daumen gedrückt. Dass es jetzt wirklich geklappt hat; ich muss das erst setzen lassen."
Wenige Meter weiter weg stand Ingo Mattheuer. Der Geschäftsführer der Volkspark-Elf hatte auch leicht feuchte Augenwinkel, wirkte aber gefasster als Neuberg, betrachtete sich das Spektakel sogar mit einer gewissen Gelassenheit. "Endlich", entfuhr es ihm wie ein Seufzer. "Heute gibt es den Lohn für eine dreijährige und mitunter sehr harte Arbeit. Ich kann dieser Mannschaft nur ein ganz großes Kompliment aussprechen. Was unsere beiden Trainer, Uwe Ferl und Olaf Aßmann, zustande gebracht haben, ist Klasse." Ferl, der gleich mit dem Abpfiff "abgeduschte" Cheftrainer, wirkte wie ein ausgelassener kleiner Junge. Die Emotionen entwichen bei ihm förmlich wie durch ein Ventil, er hopste ausgelassen mit seinem Team über den Rasen. "Egal, was vorher war, jetzt wird ordentlich gefeiert", so seine erste kurze Bilanz.
Was Ferl mit dem "egal, was vorher war" meinte, bezog sich eindeutig auf das Spiel gegen Sangerhausen. Ein schönes war es nicht. Nein, der VfB, obwohl personell angeschlagen, schenkte den Piesteritzern nichts. Der Erfolg des Oberliga-Aufstieges musste sich an diesem Nachmittag sehr hart erarbeitet werden.
Die Platzherren wirkten die 90 Minuten über sehr angespannt. Zudem hatten sie phasenweise Schwierigkeiten, mit der teilweise unverständlich harten Spielweise des Gegners klar zu kommen. Dabei stand der Kontrahent ab der 26. Minute sogar nur noch mit zehn Aktiven auf dem Platz. Torwart Christoph Schwab flog nach einem Foul mit Rot vom Rasen. Dazu gesellte sich fehlendes Glück bei Piesteritz. In manchen Situationen mochten die Zuschauer schon gar nicht mehr hinschauen. Ein Beispiel: Da hatte der FC nach dem Führungstreffer (3. Minute, Elfmeter Florian Freihube) nur acht Minuten später die Chance, zu erhöhen. Doch in dem Gewusel vor dem VfB-Tor wurde der Ball dreimal nicht in die richtige Richtung befördert. Als Daniel Trautmann in der 23. Minute ebenfalls durch einen Elfmeter den Ausgleich herstellte, war klar, wie hart die restliche Zeit verlaufen würde. Da verschaffte auch das 2:1 (27., erneut Elfmeter Florian Freihube) nicht wirklich Entspannung für die Nerven.
Die zweite Hälfte war vor allem durch das vergebliche Anrennen auf das VfB-Gehäuse geprägt. 65. Minute, Mathias Niesar stürmte auf das Tor zu, aber der Schuss ging am Pfosten vorbei. Neun Minuten später war es erneut Niesar, der das Leder diesmal über die Lattenoberkante beförderte. Nur zwei Situationen, in denen die Platzherren ihren Vorsprung hätten ausbauen können. In der Schlussphase war dann deutlich zu sehen, wie das 2:1 mit allen Mitteln verteidigt wurde. Zwingende Aktionen in Richtung des gegnerischen Strafraums gab es nicht mehr. Zudem ließen bei beiden Mannschaften, wohl auch der enormen Hitze geschuldet, die Kräfte nach.
Leider gibt es auch noch eine sehr schlechte Nachricht aus dem Piesteritzer Lager zu vermelden. Torjäger Sascha Zacke kann sich bis auf weiteres keine Fußballschuhe mehr überstreifen, im schlimmsten Fall gar nicht mehr. Er zog sich erneut einen Riss der Achillesfersensehne zu.
Piesteritz: Jan Lindemann, Tim Körnig, Oliver Hinkelmann, Florian Freihube, Wellington, Mathias Niesar, Nils Naujoks, Marc Richter, Sascha Zacke (42. Tobias Klier), Kevin Gerstmann (74. Heiko Wiesegart), Ladislav Stefke
Quelle:Mitteldeutsche Zeitung
