Was ist denn da in Wolfen los
Dietmar Bebber, 22.06.2011
Fusion als Rettung?

Auch Vorstandsmitglied Jörg Bräuer war am Mittwoch zu keinen Aussagen bereit. Nur soviel wollte der Manager verraten: "Ich bin noch im Verein tätig." Wie lange noch, wird wohl allerdings nur er wissen. Und so sorgt gerade das Thema Führungsebene für weitere Gerüchte im Wolfener Umfeld, ist sogar vom Rücktritt des gesamten Vorstands die Rede. Einer der damit aufräumen könnte, war zunächst telefonisch zu erreichen, stand dann zu einem verabredeten Termin zu einem ausführlichen Gespräch aber nicht mehr zur Verfügung: Mathias Schönherr. Der stellvertretende Vorsitzende des Vereins leitet nach dem Rücktritt Pawelczyks die Geschicke des Vereins. Seine und die Aufgabe der restlichen Vorstandsmitglieder wird es in den kommenden Wochen sein, das Schiff Grün-Weiß Wolfen wieder auf den richtigen Kurs zu bringen. Schließlich ist der Zeitpunkt der Wolfener Krise denkbar ungünstig.
Zwar konnte man mit René Block einen neuen Cheftrainer gewinnen, doch dürfte sich mit Blick auf eine vernünftige Vorbereitung auf die bevorstehende Verbandsligasaison die Spieler-Akquise als schwierig darstellen. "Vor fünf Jahren wären die Spieler froh gewesen, wenn sie in Wolfen hätten spielen können", weiß Klaus Espig. Das ehemalige Vorstandsmitglied betrachtet als Außenstehender die Geschehnisse seines früheren Clubs immer noch ganz genau. "Es muss und wird weitergehen", ist er überzeugt. Doch eine Patentlösung scheint es nicht zu geben. Stattdessen aber liefert ein Blick in Richtung Dessau zwei warnende Beispiele.
Mit dem FC Anhalt Dessau und dem SV Dessau 05 spielten zwei Teams in der Oberliga und kamen nach dem Abstieg aus dieser Spielklasse beide wirtschaftlich nicht mehr auf die Beine - mussten sogar jeweils Insolvenz einreichen. In der Muldestadt wurde bereits während des Bestehens lange Zeit über eine mögliche Fusion beider Vereine gesprochen, nur konnte man sich darauf nicht einigen, steuerte man somit dem bitteren Schicksal unaufhaltsam entgegen. Durch die Insolvenz in die Landesliga abgestiegen, gab es wiederum Gerüchte um eine Fusion zwischen Dessau 05 und Germania Roßlau. Während sich beide Städte zusammenschlossen, galt das nicht für die beiden Fußballvereine.
Auch die beiden Städte Wolfen und Bitterfeld schlossen sich zusammen. Könnte dies nicht auch mit Eintracht Bitterfeld und Grün-Weiß Wolfen funktionieren? "Darüber kann man sich durchaus Gedanken machen", steht Andreas Mieth diesem Thema offen gegenüber, "eine Fusion würde sicherlich auf Dauer beiden Seiten etwas bringen", glaubt der ehemalige Wolfener Kapitän und jetzige Bitterfelder Spieler sowie Manager. Er sähe gerade im wirtschaftlichen Bereich positive Möglichkeiten für beide Seiten. "Man nimmt sich ja die Sponsoren gegenseitig weg. Würden die alles in einen Topf werfen, wäre das Arbeiten viel leichter", so Mieth. Er stünde einem Gespräch mit Wolfen jedenfalls positiv gegenüber. Vielleicht erzielen die Signale ja Wirkung.
Quelle:Mitteldeutsche Zeitung
