Bitterfeld liebäugelt vorsichtig mit Aufstieg in Verbandslig

Daniel Richter, 20.01.2012

Bitterfeld liebäugelt vorsichtig mit Aufstieg in Verbandslig

Fußball

Gemalter Weg

 

 

VON HOLGER BÄR, 18.01.12, 19:35h, aktualisiert 18.01.12, 19:43h
Nico Scherz (2. v.r.)
Das Hinspiel gegen Bennstedt war das einzige Punktspiel von Nico Scherz (2. v.r.) im Bitterfelder Trikot. Trotzdem ist die Eintracht Erster. (FOTO: RUTTKE)
Bild als E-Card versenden Bild als E-Card versenden
BITTERFELD/MZ. Angeschnittene Freistöße von den Flügeln in den Strafraum oder aus der Zentrale direkt auf das gegnerische Tor - wenn Raik Wawrzyniak im Aufgebot beim VfL Eintracht Bitterfeld stand, dann schienen diese Bälle für den am Mittwoch 36 Jahre alt gewordenen Linksfuß reserviert. Dies könnte sich abrupt ändern. Mit Michael Gohla und Daniel Weimann angelte sich der VfL aus dem zerbrochenen Wolfener Kader zwei der prägnantesten Figuren des an den Finanzen gescheiterten Verbandsligisten. Gerade Weimann besitzt analog Wawrzyniak auch ein linkes Schussbein. Und wie er dieses einzusetzen vermag, bekam zuletzt Union Sandersdorf zu spüren. Weimann jagte im Testspiel einen Freistoß aus halbrechter Position wie eine Rakete in das Netz der Unioner.

Da dürften die Karten um die Vorherrschaft bei Standards neu gemischt werden. Die intensive Testpartie endete zwar mit Feldvorteilen für den Verbandsligisten, der Endstand lautete aber 2:2. Ein Vergleich auf vier Kilometern Entfernung, welcher in naher Zukunft wieder für ein spannendes Nachbarschaftsderby in der Region sorgen könnte. Dafür müsste der VfL Eintracht in die Verbandsliga aufsteigen und Union Sandersdorf den Sprung in die Amateuroberliga verpassen. Als einer der wenigen Leittragenden dienten die drei abgezogenen Punkte aus dem Wolfen-Derby bereits dazu, Union ohne Eigenverschulden ein Stück vom Weg abzubringen.

Dagegen scheint der Bitterfelder Weg wie gemalt. Sechs Heimspiele in der Hinrunde folgen nun ganze neun in der Rückrunde. Bitterfeld startet - so es das Wetter zulässt - am 25. Februar bei Tabellenschlusslicht FSV Bennstedt in die Rückrunde, könnte da neben Sebastian Mauritz auch auf den Ex-Bitterfelder Routinier Mario Skrypzak treffen. "Wir wollen keine Wolfener Filiale werden", bekräftigte Marco Zenau noch zwischen den Feiertagen im alten Jahr. Mit zwei frischen Verstärkungen wie Weimann und Gohla sollte dies auch nicht der Fall sein. Zählt man aber mal genau nach, so treffen sich im Sportpark Süd so einige alte grün-weiße Weggefährten wieder. Andreas Mieth - zu Oberligazeiten noch mit der Wolfener Kapitänsbinde ausgestattet - knüpfte hierbei die Fäden. Sicher waren ein Hagen Bernard und Robert Hahn bereits vor dem Wolfener Scheitern an die Goitzsche gewechselt. Und auch ein Sandro Michalak legte noch die Zwischenstationen Sandersdorf und Thalheim ein.

Zählt man den über die Station Union Sandersdorf zugestoßenen Mario Kövari sowie den sich in Spanien befindlichen Sommer-Rückkehrer Nico Scherz dazu, so bildet die einstige Wolfener Fraktion bereits ein schlagkräftiges Trüppchen für ein Hallenturnier. Die Mannschaft scheint gerüstet.

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Einen der härtesten Widersacher dürfte der VfB Imo Merseburg darstellen. Mit guten Finanzen ausgestattet, legte auch die spielerisch starke Werkself aus der Domstadt in der Winterpause nochmals personaltechnisch nach. Während mit Michel Petrick ein 1,93 m großer Sturmtank vom Regionalligisten VFC Plauen anheuerte, scheinen die Wechselgerüchte von Ammendorfs Führungsspieler und Abwehrchef Marcel Geidel in Richtung Merseburger Ottoweg noch nicht vom Tisch. Es dürfte also kein Selbstläufer für die Eintracht werden, denn immerhin setzte es ausgerechnet beim VfB Imo Ende Oktober für die Zenau-Elf eine gehörige 0:3-Niederlage. Und in Merseburg spricht man klar vom erneuten Verbandsligaaufstieg.

"Mit den Verstärkungen jetzt zur Winterpause müssten wir bei einem Aufstieg eigentlich nur noch etwas in der Breite des Kaders tun", nimmt René Höllrigl auch das magische Wort in den Mund. "Gegenüber anderen Jahren dürfte es lange nicht so einfach gewesen sein, diesen Sprung zu machen", so der Co-Trainer des VfL Eintracht. Als einzige Baustelle sieht er dabei die zweite Torwartposition. "Mit Frank Winkler hilft hier seit Jahren ein Mit-Vierziger sensationell aus, hier müsste natürlich nachgelegt werden", glaubt Höllrigl, der jedoch die Schwere der Aufgabe nicht verkennt: "Es ist vieles in unserer Hand. Doch wir als Trainerteam müssen der Truppe Woche für Woche vor Augen führen, dass noch einiges zu tun ist." Spätestens nach dem letzten Abpfiff am 16. Juni gegen Herrengosserstedt weiß man an der Goitzsche genaueres.


Quelle:MZ