Thema Bitterfeld-Wolfen schlägt große Kreise
PR Team, 20.03.2012

VON THOMAS SCHAARSCHMIDT,
Ihre erste Reaktion auf den Kursschwenk des alten Vereins?
Rasym: Prinzipiell finde ich es gut. Aber es schlagen ehrlich gesagt zwei Herzen in meiner Brust. Aus politischer und wirtschaftlicher Sicht ist das wohl die richtige Entscheidung, aber die Frage lautet eben auch: Wie werden es die Fans aufnehmen? Bitterfeld ohne Männermannschaft, das ist schon erst einmal gewöhnungsbedürftig.
Kann das Konzept Erfolg haben?
Rasym: Es wird sicher einige Zeit dauern, bis sich alle Gemüter beruhigt haben. Aber ich finde Andy Mieths Ansatz nicht schlecht, Schluss mit der Kleinstaaterei zu machen und sich auf einen Verein zu konzentrieren. Dann kann es vielleicht auch gelingen, einen Gegenpol zu Union Sandersdorf zu schaffen. Nur durch eine Bündelung in einem Verein kann es zukünftig vielleicht sogar noch weiter nach oben gehen.
Und was wird aus Bitterfeld?
Rasym: Als Ur-Bitterfelder kann ich natürlich den Frust der Fans verstehen, die jetzt vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Aber vielleicht ist es auch besser so, sonst hätte man im Vorfeld nur wieder alles zerredet.
Fußball
Thalheim streckt Hand aus


Beim Liga-Konkurrenten in Thalheim fühlt man sich nicht hintergangen - aber eben auch nicht informiert. "Ich finde es befremdlich, dass man mit uns nicht gesprochen hat", so Saalbach. Doch genau das will Bitterfelds Manager Andreas Mieth laut eigener Aussage getan haben. Ebenso wie beim Verbandsligisten Union Sandersdorf. Dort kam die Nachricht also nicht aus dem Nichts. Und so fällt die Reaktion des Präsidenten durchaus positiv aus: "Es ist eine interessante Konstellation", sagt Uwe Störzner, "im Moment macht man aus der Not eine Tugend."
Gemeint ist damit die Sportanlage des Wolfener Jahnstadions. Die liegt nach dem Aus des FC Grün-Weiß derzeit brach, soll ab dem 1. Juli vom Herrenbereich des 1. FC Bitterfeld-Wolfen genutzt werden.
Doch auch in Thalheim machte man sich darauf Hoffnungen, wollte dort mit seinem Nachwuchs trainieren. Jahrelang arbeitete man mit dem FC Grün-Weiß Wolfen zusammen, übernahm bereits im vergangenen Jahr fast alle Nachwuchsmannschaften und war nach dem Ende des ehemaligen Oberligisten zuletzt das Auffangbecken für die Altherren-Mannschaft der Wolfener.
Doch dreht sich in Thalheim vieles um den Nachwuchs, hat man beim Landesligisten klar die Priorität auf diesen Bereich gelegt. "Wir sind da aber mittlerweile an Kapazitätsgrenzen gestoßen", erzählt Ralf Saalbach. Deshalb wurden Gespräche mit Oberbürgermeisterin Petra Wust geführt, die laut Saalbach ihre Zusage zur Nutzung der Wolfener Anlage gab. Die hat nun aber auch der 1. FC Bitterfeld-Wolfen bekommen. Das birgt natürlich Zündstoff. Doch ist man in Thalheim gar nicht auf Konflikte mit den Bitterfeldern aus. "Einer großen Lösung verschließen wir uns nicht", sagt der Abteilungsleiter der Rot-Weißen, "vielleicht können wir ja beide Konzepte übereinanderlegen."
Das Vorhaben der Bitterfelder macht jedenfalls in Sandersdorf einen guten Eindruck. "Man muss sehen, was am Ende herauskommt", sagt Uwe Störzner, "aber es hat gute Chancen." Zu einer Wertung will sich der Präsident aber nicht hinreißen lassen, vor allem nicht vor dem Hintergrund, dass beide Vereine in der kommenden Saison Gegner in der Verbandsliga sein könnten. "Wir sind als Union immer einem ordentlichen Wettbewerb aufgeschlossen", so Störzner, "das Duell hätte eine reelle Chance in die Fußstapfen mit den Wolfenern zu treten."
Negative Auswirkungen hat der umbenannte Verein auf die Sandersdorfer ohnehin nicht, das sieht auch der Präsident der Unioner: "Uns betrifft es direkt nicht, Sponsoren und Spieler bleiben davon unberührt. Für die Region ist es aber gut." Doch bedarf es eben auch einer gewissen Kommunikation, um für alle großen Vereine der Region das Optimum herauszuholen. "Wir haben im Bitterfelder Raum vorzeigbare Bedingungen", sagt Uwe Störzner, "es hat sich einfach angeboten, darüber nachzudenken, die Wolfener Anlage zu nutzen." Wer das nun genau tut, scheint im Moment das größte Problem aller Beteiligten zu sein. Weniger der neue Name 1. FC Bitterfeld-Wolfen.
Quelle:MZ