Aus Rot mach Gelb mach Rot
PR Team, 12.09.2013
Fußball
Aus Rot mach Gelb mach Rot
Da war er noch dabei: Roßlaus Kapitän Dennis Meyer (r.) im Derby gegen den TSV Mosigkau. (BILD: sebastian)
Von andreas behling
Beim Stadtderby in der Fußball-Landesklasse zwischen Mosigkau und Roßlau kam es zu einem Kuriosum. Ein Schiedsrichter wandelte einen Feldverweis nach dem Abpfiff wieder um.
dessau/MZ.
Das Stadtderby in der Fußball-Landesklasse zwischen Mosigkau und Roßlau hat ein Nachspiel - wegen einer Roten Karte. In der offiziellen Lesart geht es um „Unstimmigkeiten bei der Dokumentation persönlicher Strafen“. Peter Kein, Vorsitzender des Schiedsrichter-Ausschusses im Kreisfachverband (KFV) Fußball Wittenberg, bestätigt der MZ immerhin so viel. Allerdings bittet der Zschornewitzer auch um Verständnis, dass er „keine weiteren Aussagen zu diesem Thema“ machen wolle. Es handele sich „um ein laufendes Verfahren“. Auch Schiri-Obmann Timo Stenke schweigt erstmals lieber. Was war passiert?
Schiedsrichter André Wieland hatte im Derby zwischen Mosigkau und Roßlau am 31. August in der 38. Spielminute den Roßlauer Florian Mau wegen einer Unsportlichkeit zwar des Feldes verwiesen, doch nach dem Match die Rote in eine Gelbe Karte „verwandelt“. Das geschah auf dem „Elektronischen Spielbericht“ (ESB). Dazu kam es, weil sowohl der mutmaßliche Täter - es soll einen Schlag ins Gesicht gegeben haben - als auch der von ihm angeblich Attackierte beim Schiri erschienen und beteuerten, es habe gar keine Unsportlichkeit stattgefunden, sondern nur ein verbissener Zweikampf um den Ball. Der Unparteiische wollte daraufhin von einer zu harten Bestrafung Abstand nehmen. Folglich trug er unterm Namen des Germania-Akteurs nur eine Verwarnung ein. Die Revision seiner Entscheidung hätte er aber nur draußen auf dem Rasen vornehmen dürfen. Und zwar vor der Fortsetzung des Spiels.
„Es ist richtig, dass im Spiel vom Schiedsrichter zwei Feldverweise ausgesprochen wurden, aber nur einer im ESB vermerkt war“, informierte Staffelleiter Dietmar Bebber. Nach Mau hatte auch der Roßlauer Dennis Meyer in der Schlussminute Rot gesehen. Diesen Bericht, so Bebber, habe er dann „auf Grund vorliegender Schriftstücke und der schriftlichen Bestätigung des Schiedsrichters“ korrigiert. Er könne nicht einschätzen, ob der Fehleintrag im ESB vorsätzlich oder versehentlich geschah. Eine Intervention der Roßlauer liege ihm jedenfalls nicht vor.
Zwangspause für Kapitän
Das Derby gegen den TSV Mosigkau ist für Germania Roßlau zu einer am Ende recht teuer bezahlten Niederlage geworden. Neben Florian Mau hatte Germania-Kapitän Dennis Meyer in diesem Spiel den Roten Karton gesehen. Das war kurz vorm Abpfiff in der 90. Minute passiert. Für sein Vergehen - er hatte einen Pfiff des Schiedsrichters nicht wahrhaben wollen und die Entscheidung mit einer Schiedsrichterbeleidigung („Vogel zeigen“) kommentiert - verurteilte ihn Sportrichter Wolfgang Uhlmann zu einer Zwangspause von zwei Pflichtspielen und einer Geldstrafe von 20 Euro. (abe)
„Wogegen sollte sich ein Protest auch richten?“ fragte der Gräfenhainichener. „Ein Feldverweis - ob berechtigt oder nicht - ist ja bekanntlich eine unverrückbare Tatsachenentscheidung. Und der Spieler hat ja auch das Spielfeld nach der Roten Karte verlassen.“ Ob er sich häufiger fehlerhaften Spielberichten widmen muss? „Nein“, antwortet Bebber, „allzu oft kommt es nicht vor mit den notwendigen Korrekturen. Und wenn, werden diese nur nach Vorliegen der schriftlichen Mitteilung durch den Schiri vorgenommen.“
Werner Uhlmann, Vorsitzender der zweiten Kammer des Sportgerichts, wollte seinem schriftlichen Urteil nicht vorgreifen. Gleichwohl deutete der Bennstedter an, dass er mit Ausnahme des zweiten Feldverweises in der Partie in Kürze ein Gesamtpaket schnüren wird. Den Referee wird es treffen, weil er sich - Uhlmann zitiert aus dessen Stellungnahme - einen „Blackout“ leistete und in der Kabine eine Entscheidung aus der Welt schaffen wollte, die fast jeder am Sportplatzoval mitbekommen hatte. „Schuldhaftes Verhalten“, kommentierte der erfahrene Sportrichter. Wieland wird bis zur Sportgerichtsverhandlung kein Spiel auf Landesebene mehr pfeifen. Aber auch die Vereine kommen offenbar nicht ungeschoren davon. Ihnen wirft Uhlmann vor, dass sie versagten, indem sie die nicht korrekte Angabe bestätigten. „Damit haben sie sich keinen Gefallen getan“, gibt er zu bedenken. „Sie haben die falsche Eintragung geduldet.“ Germania-Präsident Gerd Möbius reagiert sauer. „Es kann nicht sein, dass von uns verlangt wird, die Schiri-Ordnung zu kennen. Meine Meinung war, dass es nicht richtig sein konnte, die Rote Karte nicht einzutragen.“
Tobias Winkler, Abteilungsleiter beim TSV 1894 Mosigkau, rechnet derweil bereits mit einer Geldstrafe für seinen Verein. Dass es zu Korrektur und Gegenkorrektur des ESB kam, hält er für bedauerlich. „In Zeiten von Facebook und dergleichen bleiben doch solche Dinge nicht in einem Raum“, macht er geltend. Und er fügt hinzu: „Wäre ich persönlich vor Ort gewesen, hätte ich zum Schiri gesagt, dass er mit dem Verhalten seine Karriere beendet.“ Damit könnte Winkler, der zum Derby im Urlaub war, unfreiwillig recht behalten.
Quelle:MZ
