Ersatz-Schiri streitet Gräfenhainichener Darstellung ab

PR Team, 14.11.2013

Ersatz-Schiri streitet Gräfenhainichener Darstellung ab

Referee, der keiner ist, wird gesperrt

FUSSBALL Ersatz-Schiedsrichter streitet Gräfenhainichener Darstellung ab.

VON WOLFGANG GRAHL

GRÄFENHAINICHEN/MZ - Nach wie vor schlägt ein Vorfall beim Fußball-Kreisligaspiel vom 8. Dezember 2012 zwischen Linda und Gräfenhainichen II hohe Wellen. Die MZ hatte unter der Überschrift "Ich war total aufgelöst" darüber berichtet. In der 87. Minute waren die Gäste aus der Heidestadt vom Platz gegangen. Ihr Spieler Duc Pham Anh beschwerte sich beim für einen plötzlich erkrankten Schiedsrichter eingesprungenen Lindaer Fußballabteilungsleiter Jörg Gerlach. Er sei von einem Gegenspieler mit "Halt die Klappe, Fidschi" beschimpft worden. Der hätte mit den Worten "Na ja, das passiert schon mal, nimm es nicht so schwer", reagiert.

So zumindest stellt Pham Anh die Situation dar. Anschließend in der Kabine setzten beide Mannschaften einschließlich Schiedsrichter ihre Unterschrift unter das Spielformular mit dem Vermerk: "Bis zu Ende durchgeführt".

Ein seltsame Entscheidung

Dafür wurden beide Vereine hart bestraft. Aber es gibt eine seltsamen Entscheidung. Gerlach wird für ein Jahr als Schiedsrichter gesperrt, eben wegen der Spielberichtsbogenmanipulation. Linda hat aber nur drei "registrierte" Pfeifenmänner. Gerlach ist nicht dabei. "Ich habe mich im Einverständnis mit beiden Mannschaften zur Verfügung gestellt, damit die Gräfenhainichener die weite Anreise nicht umsonst machen mussten", erklärt er. Das verdient erstmal Anerkennung. Trotzdem ist der Lindaer stink sauer, überlegt sich rechtliche Schritte. Und erklärt: "Was ich als Schiedsrichter nicht höre, kann ich nicht bewerten." Er hat nach eigenen Angaben die Beleidigungen nicht mitbekommen. Außerdem sei das alles, was in der Presse geschrieben wurde, "vereinsschädigend". "Und mein guter Wille, ein Männerspiel zu pfeifen, das werde ich nicht noch einmal tun", betont der gesperrte Gerlach. In Linda wird betont: "Wir sind hier doch nicht rechts. Davon distanzieren wir uns".

Aber warum sind die Gräfenhainichener in der 87. Minute vom Platz gegangen? Pham Anh sagt zur Darstellung des Spielleiters: "Nichts gehört? Er hat mir doch sogar geantwortet." Jens Becker ist selbst Schiedsrichter und dadurch in seiner Funktion als Sportgerichtschef schon ziemlich in der Zwickmühle.

Natürlich müsse die Kompliziertheit des Schiedsrichterwesens berücksichtigt werden. Beschimpfungen seien an der Tagesordnung. Die Referees, allerdings allesamt freiwillig bei der Arbeit, hätten es da immer schwieriger.

Den Stein ins Rollen gebracht hatte der VfB Gräfenhainichen. Der Verein informierte den Staffelleiter nachträglich von den Ereignissen. Das Sportgericht wurden eingeschaltet. Geldstrafen wurden für beide Teams wegen "Spielabbruch" ausgesprochen. Doch auf den Grund dafür sei niemand eingegangen, so Gräfenhainichens VfB-Chefin Cornelia Kuhnert.

Ein Fall fürs Zivilgericht?

Und so pendelt der Fall zwischen den Sportgerichten Wittenberg und Magdeburg. Letztere erklärten die Berufung für zulässig. Doch Wittenberg beharrt auf das alte Urteil. Demnach wurde "nach Aussagen von Herrn Gerlach der Spieler nicht beleidigt". Es stehe Aussage gegen Aussage. Becker empfiehlt zur Klärung der Vorwürfe ein Zivilgericht. Im Übrigen sei der Fall noch nicht abgeschlossen und so wolle er dazu nichts weiter sagen.


Quelle:MZ