KFV: Stephan Gräfe schmeißt hin

PR Team, 08.05.2014

KFV: Stephan Gräfe schmeißt hin

Stephan Gräfe schmeißt hin

FUSSBALL Kostendiskussionen führen zum Konflikt und Rücktritt aus dem Vorstand.

VON ANDREAS RICHTER

WITTENBERG/MZ - Offensichtlich gibt es Knatsch beim Wittenberger Kreisfachverband Fußball (KFV). Denn ein langjähriges Vorstandsmitglied hat plötzlich alles hingeschmissen. Mit sofortiger Wirkung gehört Stephan Gräfe nicht mehr dem Gremium an. Auf der Homepage des KFV heißt es dazu: "Hiermit gibt der Vorstand des KFV Fußball Wittenberg offiziell bekannt, dass Sportfreund Stephan Gräfe mit sofortiger Wirkung aus persönlichen Gründen von allen seinen Ämtern zurücktritt. Wir bedauern sein Ausscheiden zutiefst, müssen es jedoch akzeptieren und vor allem respektieren. "

Viele Debatten zuvor

Stephan Gräfe nannte gestern gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung seine Gründe. "Es ging um Geld, speziell um die Kosten unserer Geschäftsstelle. Darüber haben wir seit längerem immer wieder diskutiert." Gräfe vertritt den Standpunkt, dass der KFV gar kein Büro mehr unterhalten muss. "Fast der gesamte Part des Schriftverkehrs wird mittlerweile auf elektronischem Weg erledigt. Und nicht nur das. Der Anteil an Arbeit, die in einer eigenen Geschäftsstelle erledigt werden muss, ist rapide gesunken." Die Welt habe sich weiter gedreht, so Gräfe. "Nur dies haben einige Mitglieder des Vorstandes offensichtlich immer noch nicht so richtig mitbekommen. Ich finde es schade, wenn man so vehement an früheren Zeiten festhält."

Gräfe argumentiert, dass man auf die Geschäftsstellen-Umlage, die die Vereine aus dem Landkreis Wittenberg alljährlich zu entrichten haben, schon seit längerem mühelos verzichten kann.

Der fällige Betrag staffelt sich nach Mitgliederzahlen. Vereine mit bis zu 50 Mitgliedern haben jährlich 48 Euro zu entrichten, bei bis zu 100 sind es 60 Euro, liegt die Mitgliederzahl über 100, sind 72 Euro fällig.

"Diese Kosten müssen die Vereine nicht mehr aufbringen, schon gar nicht in Zeiten, in denen jeder auf den Cent achten muss." Laut Stephan Gräfe habe es dazu nun noch einmal eine längere Diskussion im Vorstand gegeben, "Leider ist man meinen Argumenten nicht gefolgt. Und damit war für mich der Punkt erreicht, dass ich für mich keinen Sinn mehr sehe, mich weiter im Vorstand zu engagieren. Leicht fällt es mir nicht, immerhin bin ich seit 2006 dabei." Ein Rücktritt vom Rücktritt schließt Gräfe indes nicht aus. "Vielleicht sieht es in zwei oder drei Jahren anders aus."

Menschlich enttäuscht

Siegfried Ockert, KFV-Geschäftsführer, hatte den Anruf der Mitteldeutschen Zeitung gestern erwartet und erklärte sofort: "In Absprache mit unserem Präsidenten Achim Golly möchte ich mitteilen, dass wir uns zu diesem Sachverhalt derzeit öffentlich nicht äußern und uns erst in den kommenden Tagen eine Meinung bilden." Persönlich sei für ihn der Rücktritt Gräfes allerdings eine menschliche Enttäuschung gewesen. "Es hätte nicht sein müssen. Denn dass er hinschmeißt, kam für uns alle überraschend." Ockert hofft, dass alle Differenzen in Ruhe geklärt werden. "Das Schlimmste, was uns jetzt passieren kann, ist, dass plötzlich dreckige Wäsche gewaschen wird."

 

Fachverband hilflos?

Zum MZ-Beitrag: "Gräfe schmeißt hin", vom 8. Mai, Seite 16:

W enn es nicht so traurig wäre, könnte man wirklich darüber lachen. Da schwelt im Vorstand des Fußball-Kreisfachverband Wittenberg (KFV) monatelang ein Streit, der im Rücktritt von Stephan Gräfe gipfelt, und Präsident und Geschäftsführer fangen jetzt erst an, sich "eine Meinung" zu bilden und sind auch noch völlig überrascht sowie "menschlich enttäuscht"? Dass die Vereine von den Vorgängen aus der MZ erfahren, ist nur das i-Tüpfelchen dieser Farce. Und so verwundert es nicht, dass ein klares Statement verweigert wird. Ganz nach dem Motto: "Nichts sagen - Aussitzen - Gras drüber wachsen lassen - und dann weitermachen".

So geht es schon seit Jahren, und die Vereine stehen im Dunkeln. Informationen über monatliche Vorstandssitzungen an die Vereine? Null! Veränderungen in Absprache mit den Vereinen? Null! Kritik annehmen und mal besprechen, wie es vielleicht besser gehen könnte? Null! Und das alles mit einem hauptamtlichen Geschäftsführer! Nur wenn das Geld in der Kasse nicht reicht, dann werden die Adressen der Vereine rausgesucht, dann weiß man, wie sie zu erreichen sind. Ganz zufällig erfährt man dann als einzelner von Achim Golly beiläufig, dass die KFV-Geschäftsstelle seit November 2013 angeblich nichts mehr kostet. Dass diese Aussage so nicht ganz stimmen kann, zeigt Stephan Gräfes Argumentation, die absolut nachvollziehbar ist. Das Problem wäre ja ansonsten ganz einfach aus der Welt zu schaffen. Stattdessen wird weiterhin verschleiert, und es bricht Chaos aus.

Einziger Lichtblick: Stephan Gräfe schließt eine Rückkehr nicht aus und gibt damit den Vereinen ein deutliches Signal - sie nicht so einfach im Stich zu lassen. Doch die notwendigen Veränderungen müssen gerade die Vereine vom KFV-Vorstand einfordern! Somit hat der Präsident nur noch wenige Wochen Zeit, gegenüber den Vereinen lückenlose Aufklärung über die Kosten der Geschäftsstelle einschließlich Geschäftsführer zu betreiben, um im August einen geordneten Saisonstart zu gewährleisten. Und das hoffentlich mit Stephan Gräfe und vor allem auch wieder mit den Vereinen. Um dahin zu gelangen, empfehle ich das Lesen der Satzung des FSA, wo in Paragraf drei "Zweck und Aufgaben" der Verbände ganz klar definiert sind. Leider wurden diese Aufgaben des KFV seit längerer Zeit extrem vernachlässigt.

Mario Göttert, Bergwitz


Quelle:MZ


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