Der Köthener Höhenflug... - MZ berichtet
PR Team, 23.09.2014
Fußball-Landesklasse „Ein bisschen mehr machen“
Von Marcus Bräuer
Der CFC Germania spielt so gut wie seit Jahren nicht, weil alle Spieler ihre Aufgaben erfüllen. Trainer Pabst hält dennoch den Ball flach.
Köthen.
Jens Pabst wollte am Sonnabend nicht viel sagen. Nur soviel: „Ich glaube, das Spiel hat genug Aussagekraft.“ Der CFC Germania 03 hatte 8:0 gegen den SV Roitzsch gewonnen und sich die Tabellenführung in der Landesklasse Staffel fünf zurückgeholt. Viel wichtiger als die tabellarische Momentaufnahme: Die Mannschaft spielte wie aus einem Guss. Marcel Osoria, der Schütze des zwischenzeitlichen 2:0, wurde nach dem Spiel gefragt, wie so eine Leistung möglich sei. Er benannte zwei Gründe: „Sicherlich hat es uns Roitzsch leicht gemacht. Aber wir trainieren auch sehr gut. Was wir wollen, funktioniert.“
Draufgehen oder abwarten?
Es ist in dieser Saison fast schon eine Tradition geworden: Wenige Minuten vor dem Anpfiff, wenn die Mannschaft noch einmal in der Kabine zusammensitzt, wird die Taktik für die Anfangsviertelstunde entschieden. Draufgehen oder abwarten? Gegen Roitzsch ging der CFC drauf. „Zu Hause wollen wir nach vorn sowieso ein bisschen mehr machen“, sagte Osoria. Wenn das, was gegen Roitzsch passierte, ein bisschen war, fragt man sich, wie der CFC spielt, wenn er viel mehr machen will.
Osoria als Regisseur im Mittelfeld, der sich die Bälle aber schon aus der Abwehr holt. Florian Hoffmann, der zweite Sechser neben Osoria, der die Räume zumacht und mit seinen Vorstößen immer wieder Überzahl schafft. Matthias Janda, der trotz seiner 36 Jahre mit seiner Leistung nicht abfällt und mit Übersicht spielt. Dazu Philipp Finze auf der anderen Außenseite, der mit Flanken und Dribblings erfolgreich ist. Dann noch Konstantin Finze, der im Spiel freie Hand hat und so torgefährlich ist, wie noch nie in seiner Laufbahn. Ganz vorne steht mit Marcel Pauly ein Stürmer, der Ruhe und Torgefahr ausstrahlt (wie Finze sechs Treffer).
Jens Pabst sprach am Montag. Aber nicht euphorisch, sondern zurückhaltend. Ein wirklich gutes Spiel sei das gewesen, was seine Mannschaft abgeliefert hatte. Aber: „Roitzsch hat bis auf zwei, drei Aktionen gar nicht stattgefunden.“ Den Ball flach halten ist beim CFC im Jahr 2014 nicht nur eine sportliche Taktik. Ein weiterer Beweis: „Für das 8:0 bekommen wir auch nur drei Punkte“, sagte Pabst.
Es wurde in den letzten Wochen mehrfach darüber gesprochen, dass die Gründe für das bemerkenswerte Hoch des CFC vor allem in der Rückrunde der Vorsaison zu finden sind. Weil es da so gut lief, traute sich die Mannschaft gleich zu Saisonbeginn mehr zu. Wichtig war aber nicht nur das, was war. „Dass wir gleich eine Siegesserie starten, hat uns natürlich geholfen“, sagt Jens Pabst. Zwölf Punkte nach vier Spielen. Zudem das Weiterkommen im Kreispokal, „wo es gegen Petersroda nicht gut lief, aber trotzdem gereicht hat“ (Pabst). Nach den ersten Punktverlusten gegen Rodleben (1:1) nun das 8:0 gegen Roitzsch.
Wach sein, mit dem Kopf spielen
„Das Fundament des Ganzen ist aber die Abwehr“, sagt Pabst. Ein Gegentor in sechs Spielen - hinten passt es. „Und vorne weiß die Mannschaft, dass sie immer für ein oder zwei Tore gut ist“, so Pabst.
Neu beim CFC ist: Die Spieler bewahren Ruhe. „Sie sollen mit dem Kopf spielen“, sagt Pabst. Wach sein, nach Ballverlusten sofort nach hinten arbeiten. „Die Spieler merken, was möglich ist, wenn sie ihre Leistung abrufen“, sagt Pabst. Viel wichtiger: „Sie wollen.“ (mz)
CFC Germania 03 Alle treffen - außer Philipp
Beim Spiel von FC Germania 03 gegen Roitzsch läuft eigentlich alles bestens für die Köthener. Ein 0:8-Sieg kann sich sehen lassen. Allerdings: Keine der Treffer stammt von Phillip Finze, der doch als bester Spieler gesehen wurde.
Köthen/MZ.
Philipp Finze hatte geackert, er war viel gelaufen, er hatte sich viele Möglichkeiten erarbeitet - aber es wollte einfach nicht mit einem Tor klappen. Der 22-Jährige haderte mit seinem Schicksal, wenn der nächste Schuss den Weg nicht ins Tor fand. Nach 76 Minuten war das Spiel für den Flügelflitzer des CFC Germania 03 beendet. Es prasselte ein warmer Applaus auf ihn hernieder, als er den Platz verließ.
Es war vor allem für ihn persönlich ärgerlich, dass er ohne Torerfolg geblieben war. Seine Mannschaft brauchte gegen den SV Roitzsch seine Treffer nicht. Als Finze das Feld räumte, führte Köthen mit 7:0. Bis zum Spielende kam ein weiteres Tor hinzu.
Pauly kann es auch in der Start-Elf
Philipp Finze hatte ein bockstarkes Spiel gemacht. „Für mich der beste Mann auf dem Platz“, sagte Mannschaftkollege Matthias Janda, der selbst eine sehr gute Leistung geboten hatte. Ach was soll’s: Wenn eine Mannschaft 8:0 gewinnt, dann waren alle stark. Aber Finze stach eine Winzigkeit heraus. Eben weil er zum einen seinen Mitspielern die Bälle so perfekt auflegte, dass diese nur noch den Fuß hinhalten mussten. Und eben weil er selbst nicht das Tor traf. „Das wurmt mich“, sagte er kurz nach dem Spiel. Tragischer Held wollte er trotzdem nicht sein, denn: „Ich muss keine Tore schießen, wenn die anderen treffen.“
Gegönnt hätten sie es ihm alle, mit Ausnahme der Roitzscher, die einem aufgrund ihrer völligen Unterlegenheit fasst ein bisschen Leid tun konnten. Als er in der 30. Minute beim Stand von 2:0 alleine in Richtung Roitzscher Schlussmann lief, er sich aber den Ball zu weit vorlegte. Als er in der 65. und 66. Minute zweimal frei zum Schuss kam. Und kurz vor seiner Auswechslung. „Er hat alles gut und richtig gemacht, bis auf das Tor“, sagte Matthias Janda.
Einer, dem der Abschluss gelang, war Marcel Pauly. Erstmals stand er in der Startelf, weil Paul Straßburger im Urlaub weilte. Und Pauly, der in den Spielen zuvor bereits dreimal als Joker getroffen hatte, machte mit drei weiteren Toren gegen Roitzsch Ansprüche geltend, auch in Zukunft in der Startformation zu stehen. „Das war eines der schönsten Spiele, die man als Spieler haben kann“, sagte der 33-Jährige: „Eine geschlossene Mannschaftsleistung.“
Natürlich war ihm nicht entgangen, dass Philipp Finze ihm den Ball zum 4:0 aufgelegt hatte. Finze ließ im Strafraum zwei Gegenspieler wie Zaungäste aussehen und hatte dann den Überblick für den entspannt im Sechzehner lauernden Pauly. „Das Tor gehört auch ihm“, sagte der Torschütze, der glaubt, dass Finze bald wieder selbst treffen wird: „Er muss noch ein bisschen abgezockter werden. Manchmal fehlt ihm die Ruhe, aber das kommt noch.“
Das schönste Tor zum Schluss
Einer, der die Ruhe weg hatte, war Konstantin Finze. Zweimal hob er den Ball über den Torwart ins Gehäuse (5:0, 6:0), einmal - natürlich nach Vorarbeit von Philipp Finze - schob er mit Übersicht flach ins Eck (7:0). Ein lupenreiner Hattrick. Wie für Pauly, auch für den CFC-Kapitän die Tore vier, fünf und sechs in dieser noch jungen Saison.
Den Auftakt machte aber Florian Hoffmann, der nach Vorarbeit von - diesmal nicht Philipp Finze, sondern Matthias Janda - alle Zeit der Welt hatte, sich im Strafraum umzudrehen und zu schießen. Ebenfalls völlig unbehelligt konnte Marcel Osoria durchs Mittelfeld spazieren, und mit einem satten Rechtsschuss auf 2:0 erhöhen. „Das einzige, was ich in der Halbzeitpause bemängeln konnte, war die Chancenverwertung“, sagte Trainer Jens Pabst. Denn: Köthen traf im ersten Durchgang zweimal Aluminium (Hoffmann, K. Finze). Und: Nicht nur Philipp Finze ließ sehr gute Chancen ungenutzt.
Unterm Strich hatte Matthias Janda Recht, als er sagte: „Das war ein sehenswertes Spiel für die Zuschauer.“ Die bekamen zum Schluss noch ein besonderes Schmankerl. Als Marcel Pauly bewies, dass er nicht nur im Strafraum Gefahr ausstrahlen kann, und aus 25 Metern den Ball unhaltbar zum 8:0 in den Winkel drosch. „Das war das schönste Tor des Tages“, fand Philipp Finze. Zu diesem Zeitpunkt saß er schon auf der Ersatzbank. Und hatte sein Lächeln längst wiedergefunden.
Der 8:0-Sieg lässt es vermuten: Der CFC und der VfB Gräfenhainichen haben die Plätze getauscht. Vor dem Spieltag war noch Gräfenhainichen aufgrund des besseren Torverhältnisses an der Tabellenspitze. Nun hat sich Köthen nach vorn geschoben. Der 4:1-Erfolg des VfB beim ESV Lok Dessau war aber ähnlich ungefährdet, wie der Köthener Sieg. Bereits zur Pause führte Gräfenhainischen mit 3:0. Der TSV Mosigkauscheint indes in die Spur gefunden zu haben. Nach vier Niederlagen zum Auftakt folgte nach dem 6:2 letzte Woche gegen den HSV Gröbern nun ein 5:3 gegen Rot-Weiß Kemberg.
Quelle:MZ
