MZ: VfB GHC ist der überraschende Spitzenreiter in der LK
PR Team, 29.10.2014
Primus ohne Vereinshaus
FUSSBALL Gräfenhainichen ist der überraschende Spitzenreiter in der Landesklasse.
GRÄFENHAINICHEN/MZ- In der Fußball-Landesklasse hat der VfB Gräfenhainichen überraschend beim Spitzenreiter in Köthen 2:0 gewonnen und damit selbst die Tabellenführung übernommen. MZ-Redakteur Michael Hübner sprach gestern mit dem VfB-Trainer René Wiesegart.
Köthen war zwölf Monate zu Hause unbesiegt. Was haben Sie besser gemacht als andere Teams?
Wiesegart: Wir haben den Gegner beobachtet. Die Schnittstelle der Köthener ist das kreative, offensive Mittelfeld. Da haben wir angesetzt. Und gegen starke Mannschaften spielen auch wir stark. Wir haben aus vier Möglichkeiten zwei Tore in der Anfangsphase gemacht. Da muss der Kontrahent eben erst einmal hinterher laufen.
Der VfB hat herausragende Spieler. Daniel Richter ist ein Top-Torjäger, und Stefan Abraham ist aktuell der beste Vorlagengeber der Landesklasse. Woran hapert es?
Wiesegart: Woche für Woche muss die Elf auf vier oder fünf Positionen umgestellt werden. Die Kicker werden auf Arbeit gebraucht. Ähnlich sieht die Situation beim Training aus. So kann es keine Konstante in der Mannschaft geben. Und ein weiteres Manko ist - vom Köthener Spiel abgesehen - die Chancenverwertung. Ich bin mit meinen Jungs trotzdem sehr zufrieden.
Wie beurteilen Sie als ehemaliger Keeper die Situation der Schlussmänner beim VfB?
Wiesegart: Bei uns herrscht ein akuter Torwart-Mangel. Da ich der Zweiten keinen Schlussmann wegnehmen möchte, sitze ich bei den Auswärtsspielen als Reservist selbst auf der Bank.
Sie waren schon mal für einen Tag Spitzenreiter. Wie lange können Sie jetzt die Tabellenführung verteidigen?
Wiesegart: Wir haben ja schon bewiesen, dass wir auch als die Nummer eins Spiele gewinnen können. Nur Köthen hat ein Schützenfest gefeiert und uns nur durch das bessere Torverhältnis abgelöst. Wir werden jetzt von Spiel zu Spiel denken. Schon am Sonnabend wird die Heimpartie gegen Trebitz eine heiße Kiste. Das ist alles andere als eine einfache Aufgabe.
Ist der Aufstieg in die Landesliga ein Thema für den VfB Gräfenhainichen?
Wiesegart: Wir sind sportlich ambitioniert. Das ist gar keine Frage. Aber realistisch betrachtet, fehlen dazu dem Verein die notwendigen Strukturen und vor allem die finanziellen Möglichkeiten. Es gibt schon in der Landeskasse Clubs, die leisten sich Vertragsamateure. Meine Aufstiegsfavoriten sind Friedersdorf und die Oberligareserve von Sandersdorf.
Gräfenhainichen war mal eine Zuschauerhochburg. Wie können die Anhänger zurück gewonnen werden?
Wiesegart: Das ist doch ein generelles Problem. Selbst in der Landesliga ist die Situation doch nicht besser. Und auch die Piesteritzer hadern mit den Besucherzahlen. Der Grund dafür ist die mediale Aufmerksamkeit, die die Bundesliga genießt. Und die ältere Generation - so möchte ich das mal formulieren - wächst aus der Zeit der Sportplatzbesuche heraus. Allerdings gibt es in Gräfenhainichen doch noch eine Besonderheit. Wir haben kein eigenes Vereinshaus.
Sie sprechen das Gräfenhainichener Sportforum an. Es gibt den Vorschlag aus der Politik, die Immobilie wieder in städtische Regie zu übernehmen. Was halten Sie von dieser Idee?
Wiesegart: Das ist keine Angelegenheit für einen Trainer, sondern die des Vorstands. Ich bin aber grundsätzlich für eine Lösung, mit der alle Beteiligten gut leben können. Und ich glaube, die Stadt kann sich das Objekt noch am ehesten leisten. Mir geht es dabei nicht nur um die Zuschauer unserer Spiele, sondern um das Wohl unserer sehr vielen Nachwuchskicker und Mitglieder.
Nach Jahren der Pause steigt wieder mal ein Derby zwischen Ihren beiden alten Vereinen, Dessau 05 und dem FC Grün-Weiß Piesteritz. Sind Sie am 9. November im Schillerpark dabei?
Wiesegart: Das wird wirklich eine heiße Kiste. Zwar ist Piesteritz Zweiter und Dessau Vorletzter, aber das wird in diesem Derby der Emotionen keine Rolle spielen. Ich wäre bei dieser Partie sehr, sehr gern dabei. Aber meine Elf steht zeitgleich vor einem vergleichbaren Prestigeduell. Unsere Fans erwarten, dass wir endlich den Bock umstoßen und beim HSV Gröbern gewinnen. Von der Papierform sind wir der Favorit, aber das zählt bei einem Derby nichts. Das wird auch für uns eine ganz heiße Kiste.
VFB-VORSTAND
Frauen stehen an der Spitze
Beim VfB Gräfenhainichenist einiges doch anders als üblich. Der Vorstand - und das ist in der Region schon etwas Besonderes - ist ausgesprochen schlank. Ein Quartett leitet laut Homepage die Geschicke des Vereins. Und - auch das ist in einem Fußballverein nichts Alltägliches - das große Sagen haben beim VfB die Frauen. Die Präsidentin ist Cornelia Kuhnert. Die liberale Politikerin sitzt seit Jahrzehnten auch im Gräfenhainichener Stadtrat. Als VfB-Schatzmeisterin hält Christine Fischer das Geld zusammen. Der zweite Vorsitzende ist Andé Büttner. Und um "Sonstiges" kümmert sich im Chef-Quartett Uwe Büttner. Nicht im Vorstand und trotzdem verantwortungsvolle Aufgaben im Verein haben Nico Hiller, der sich um Transfers kümmert, und Daniel Richter, der für den Internetauftritt und für die Kassenprüfung zuständig ist, inne.
Quelle:MZ
