Gräfenhainichen siegt im Derby zum Comeback über Wörlitz

Marc Körsten, 18.08.2021

Gräfenhainichen siegt im Derby zum Comeback über Wörlitz

Aufsteiger Gräfenhainichen schlägt Wörlitz vor 450 Fans mit 3:1. Referee zückt elf Gelbe Karten, spricht einen Platzverweis und gibt zwei Elfer.

Gräfenhainichen - Der VfB Gräfenhainichen hat sein Comeback in der Fußball-Landesklasse zum Event zelebriert. „Es ist unbeschreiblich geil“, so Florian Gaul. Der Bergwitzer Präsident, der das Ergebnis korrekt getippt hat, ist als Co-Moderator „Der Donnerstag-Couch“, dem regionalen Talk, live auf Sendung und als Biertester im Einsatz. „Schmackhaft“, so der Kenner des Gerstensaftes. Und fast wäre der VfB noch an der letzten Hürde gescheitert: Im Spielerkreis wird nach dem packenden 3:1-Derbysieg gegen Wörlitz erst einmal über das passende Liedgut beraten, eher der Jubelgesang angestimmt wird. Da gibt es Reserven.

 

Ausgerechnet Daniel Richter

Und der Neuling hat auch noch spielerische Steigerungsmöglichkeiten. Immer wieder stören einfache Fehlpässe den Spielaufbau. Trotzdem sind die Platzherren in der Startphase vor 450 Zuschauern drückend überlegen, die Gäste kommen kaum aus ihrer eigenen Hälfte. „Wir haben gefühlt 90 Prozent Spielanteile“, sagt Gräfenhainichens Bürgermeisterin und Ex-Handballerin Christel Lück (Linke). Doch zwingende Chancen gibt es nicht.

Die Wörlitzer Defensive und ihr Ruhe ausstrahlender Keeper Felix Blackstein haben alles unter Kontrolle. Und so setzen die Parkstädter erste Nadelstiche in der Offensive und sorgen mit einem Freistoß für den ersten Höhepunkt. Chris Naumann flankt präzise und auf den einlaufenden Daniel Richter, der per Kopf unhaltbar für Keeper Niclas Hennig verwandelt (23. Minute). Ein Standard wie aus dem Lehrbuch. Allerdings ist überhaupt keine Gegenwehr zu sehen.

Dabei ist die Gefährlichkeit des Ex-Gräfenhainichener, der wie angekündigt auf einen Torjubel verzichtet, am Sportforum bestens bekannt. „Aber nicht bei unserer Abwehr“, sagt der Sportliche Leiter des VfB, Steve Schaller. Das ist eben alles ein paar Jährchen her.

In der Gegenwart reagieren die Gastgeber geschockt, während Wörlitz jetzt stärker auftrumpft. Der Höhenflug wird aber durch einen Pfiff gestoppt. Schiedsrichter Philip Müller gibt Strafstoß. Für die Wörlitzer ist das - so steht es auf ihrer Facebookseite - ein „fragwürdiger Elfer“. Aber wer so ungestüm im Strafraum verteidigt, nimmt eine solche harte, aber zu vertretende Entscheidung in Kauf.

Georg Engelhardt sind diese Debatten egal. „Ich war ganz ruhig. Ich hatte kein Nervenflattern trotz des Publikums“, sagt der Kapitän zur MZ. Der Schütze hämmert den Ball humorlos und trocken zum ersten Tor für den VfB in der Landesklasse unter die Latte (38.). Das Remis zur Pause haben sich die Wörlitzer mit einer starken Vorstellung verdient.

Und sie bleiben auch nach dem Wechsel zunächst am Ball, haben aber erneut kein Glück. Maximilian Dillge trifft nach einer sehenswerten Einzelleistung nur den Pfosten (49.). „Nach der Großchance verließen unsere Jungs komplett die Kräfte“, analysieren die Wörlitzer auf ihrer Facebookseite. Und so wird der Druck der Gräfenhainichener immer größer.

Eine schöne Kombination vollendet Marvin Römling zum 2:1 (60.). „Wir haben von hinten heraus gespielt, und Brain Kuschert hat den Ball in die Lücke gebracht“, schildert der Neuzugang vom Verbandsligisten Thalheim - „Ich bin aus familiären Gründen gewechselt.“ - seinen Treffer und verrät: „Der Verein hat noch Großes vor.“ Konkreter wird der 26-Jährige nicht, betont aber: „Ich persönlich will jedes Spiel gewinnen.“

Auf Siegeskurs im Derby ist der VfB spätestens nach der Ampelkarte gegen Dillge (80.). Doch die Entscheidung will nicht fallen. Leon Pohl scheitert mit einem Heberversuch am Torwart Blackstein (85.). Schließlich zeigt der Referee trotz heftiger Wörlitzer Proteste erneut auf den Punkt. Der VfB wechselt überraschend den Schützen. „Elfmeter ist auch immer ein bisschen Glück“, sagt Engelhardt und überlässt den Ball Philipp Werner. Der Ex-Zschornewitzer Torjäger schießt vorbei (88.). Das 3:1 fällt doch noch. Der eingewechselte David Hartling drückt in bester Mittelstürmermanier mit resolutem Einsatz das Leder in der Nachspielzeit über die Linie (90.). „Ich habe zuerst den Ball gespielt“, sagt der Torschütze der MZ.

Damit ist der Treffer korrekt, auch wenn sein Gegenspieler verletzt am Boden liegen bleibt. Trotzdem hadern die Wörlitzer mit dem Referee, der elf Verwarnungen und einen Platzverweis ausspricht sowie zwei Strafstöße verhängt.

„Über die Schiedsrichter-Leistung verlieren wir lieber keine Worte. Wir sind trotzdem stolz auf unsere Jungs, die sich jederzeit fair verhalten haben“, schreiben die Wörlitzer in den sozialen Medien. Ja, das Derby war auch durch die starke Leistung der Wörlitzer packend und dramatisch, aber die Spieler sind fair und respektvoll miteinander umgegangen.

 

Am Nachmittag droht Absage

Spannend ist es übrigens schon vor der Begegnung. Erst Minuten vor dem Anpfiff wird in Magdeburg entschieden, dass die Landesklasse planmäßig starten kann. Ein Club aus Westaltmark, der von einem Wittenberger Anwalt vertreten wird, hat in dem Rechtsstreit um die Zuordnung der Teams in den Staffeln, aber Berufung angekündigt. Mit dem grünen Licht aus der Landeshauptstadt hat der VfB die Hürde übersprungen auf den Weg zu drei Punkten übersprungen. (mz)


Quelle:https://www.mz.de/lokal/wittenberg/grafenhainichen-siegt-im-derby-zum-comeback-u