Sensations-Herbstmeister

Marc Körsten, 17.11.2021

Sensations-Herbstmeister

WITTENBERG/MZ - Die Fußball-Landesklasse - die neue Derby-Liga - hat bereits die Hinrunde beendet. Sieben Mannschaften haben noch die Chance, Meister zu werden und liegen nur drei Punkte – wenn Abtsdorf für den Wörlitzer Nichtantritt die drei Zähler vom Sportgericht erhält - auseinander.

1 FC Grün-Weiß Piesteritz II (21 Punkte/22:15): die Sensation.

Damit hat keiner gerechnet: Die Elf von Trainer Thomas Dietze ist inoffizieller Herbstmeister. „Das war überraschend für uns alle - und das nach dem holprigen Start. Das ist eine Momentaufnahme, die wir aber genießen“, sagt der Cheftrainer, der seine ehemaligen Kicker aus der A-Jugend integriert hat. „Den jungen Leuten merkt man die Erfahrung aus der Nachwuchs-Verbandsliga an. Wir haben einen gut aufgestellten und breiten Kader“, sagt Dietze. Die Reserve kann allerdings nur in die Landesliga aufsteigen, wenn die erste Mannschaft doch noch den Klassenerhalt in der Verbandsliga sichern kann. „Das hoffen wir“, sagt Dietze und lässt die berühmte Katze aus dem Sack: „Wir werden für die Landesliga melden.“

2 FC Victoria Wittenberg (21/22:16): die Überraschung.

Auch die Victoria hat eine unglaublich starke Hinrunde gespielt. Am Ende beträgt der Rückstand zum Herbstmeister ein einziges Tor.

3 SV Allemannia 08 Jessen (20/34:14): Meisteranwärter.

Die Jessener setzen auf Offensive. Sie haben den mit Abstand gefährlichsten Sturm. „Wir sind schon stolz auf unseren Angriff. Aber wir brauchen mehr Stabilität in der Defensive. In der Offensive werden Spiele entschieden, mit der Abwehr gewinnt man Meisterschaften“, sagt Jessens Abteilungsleiter Sebastian Müller, der in der Rückrunde „alle Spiele gewinnen“ will. Und dann steigt die Elf - „Das ist final noch nicht entschieden.“ - in die Landesliga auf.

4 VfB Gräfenhainichen (19/22:13): der Titelfavorit.

Der Aufsteiger liegt voll im Soll. „Aber wir haben in Jessen beim 0:0 die Big Points liegen lassen. Sonst werden wir der Herbstmeister. Aber im Großen und Ganzen sind wir zufrieden“, sagt VfB-Trainer Rene Mikolaizek, der seine Elf keinesfalls als einen Titelfavoriten ansieht. Ein Platz zwischen eins und fünf sei das Ziel. „Dazu müssen wir konstanter spielen und unsere Torchancen besser verwerten“, so der Coach.

5 SV Grün-Weiß Annaburg (19/15:14): starke Serie.

Die Annaburger haben eine überraschend starke Serie hingelegt und sich den Platz unter den Top- Teams erarbeitet und verdient. „Da ist eine richtig gute Mannschaft zusammen gewachsen. Unser Saisonziel war der Klassenerhalt“, erzählt Annaburgs Chef Martin Hinz. „In der Rückrunde wollen wir den einen oder anderen Aufstiegskandidaten ärgern“, so Hinz. Sehr gern würden die Annaburger ihren Platz in der Spitzengruppe verteidigen. Aber die Landesliga sei für den Verein kein Thema.

6 SV Eintracht Elster II (18/17:12): mehr erwartet.

Die Konkurrenz hat von der Verbandsliga-Reserve deutlich mehr erwartet. Allerdings stellt Elster die beste Abwehr der Liga. Trotzdem gibt es noch genügend Potential nach oben.

7 SV Graf Zeppelin Abtsdorf (16/11:17): mag Spitzenreiter.

Die Abtsdorfer haben sich als Spitzenreiter-Alptraum erwiesen. Mit dem Sieg in Gräfenhainichen wird der VfB ins Tal der Tränen gestürzt und mit dem Erfolg bei der Victoria wird den Wittenbergern die Herbstmeisterschaft vermasselt. „Wir sind sehr, sehr zufrieden, zumal wir ständig mit personellen Problemen zu kämpfen hatten. Wir können in der Rückrunde noch einmal nach oben angreifen“, sagt Trainer Philipp Scopp. Nach seinen Angaben sei die Landesliga „zu 95 Prozent“ kein Thema. „Das kann sich in eins, zwei Jahren ändern, wenn wir den Umbruch schaffen und die Elf verjüngen können“, so der Übungsleiter.

8 SV Glückauf Möhlau (12/22:22): gutes Votum.

Mit Möhlau beginnt die Abstiegszone. Ein Mittelfeld gibt es in der Landesklasse in diesem Jahr nicht. Die Glückauf-Kicker sind quasi der Spitzenreiter der Abstiegsrunde. Und das ist mehr, als die Verantwortlichen erwartet haben. Vor der Saison wurde im Verein über den freiwilligen Rückzug in die Kreisoberliga debattiert. Die Entscheidung pro Landesklasse war ein gutes Votum.

9 SG Blau-Weiß Klieken (11/14:16): die Enttäuschung.

Klieken wurde von vielen Experten in einer ganz anderen Tabellenregion erwartet. „Wir haben die Hinrunde ausgewertet. Elf Spiele und elf Punkte entsprechen nicht unseren Erwartungen. Es war aber auch mehr möglich. Wir wollen in der Rückrunde ins gesicherte Mittelfeld. Daran werden wir arbeiten“, sagt Trainer Joachim Schaffer.

10 SV 1922 Pouch-Rösa (10/23:31): das Rätsel.

Die Vertretung aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld gibt Rätsel auf. Die spiel- und vor allem kampfstarke Elf hat das Potential für einen deutlich besseren Platz. Bei 31 Gegentreffern scheint die Defensive das Problem.

11 SV Blau-Rot Coswig(6/19:29): der Aufsteiger.

Der Anhalt-Meister und Aufsteiger ist jetzt in der Landesklasse angekommen. In den vergangenen zwei Spielen werden vier Punkte erkämpft. „Wir hätten früher anfangen müssen, zu punkten. So fällt unsere Bilanz dürftig aus. Ärgerlich sind auch die vielen unnötigen Punktverluste. Aber wir geben die Hoffnung nicht auf, müssen uns aber richtig strecken“, sagt Coswigs Abteilungsleiter Rene Gommert.

12 SV Grün-Weiß Wörlitz (5/9:31): harmloser Sturm.

Die Wörlitzer haben erst neun Tore erzielt. Das ist zu wenig.

Rückrundenstart mit dem Stadtderby-Spitzenspiel

Die Rückrunde in der Fußball-Landesklasse startet bereits Ende November. Dabei kommt es zu einem absoluten Spitzenspiel. Der Tabellenzweite Victoria Wittenberg erwartet im Stadtduell den Tabellenführer aus dem Piesteritzer Volkspark. Der Sieger der Partie überwintert auf der Pole-Position. Geht die Partie aber Remis aus, haben zumindest theoretisch gleich vier weitere Mannschaften die Chance, die Spitze zu übernehmen. Mehr Spannung geht nicht. Im Abstiegskampf steht vor allem Coswig unter Zugzwang. Die Heimpartie gegen Annaburg muss gewonnen werden. Und falls Elster in Pouch gewinnt, wäre für Coswig schon der Anschluss wieder hergestellt. Weiter spielen Möhlau - Abtsdorf, Jessen - Klieken und Wörlitz - Gräfenhainichen.


Quelle:Mitteldeutsche Zeitung vom 16.11.2021