Zeigen die beiden Führenden jetzt etwa schwache Nerven?

Dietmar Bebber, 27.04.2010

Zeigen die beiden Führenden jetzt etwa schwache Nerven?

VON ANDREAS RICHTER
Kampf um den Ball
Piesteritz II (Grün) kam bei Hellas Oranienbaum ins Stolpern. (FOTO: T. KLITZSCH)

WITTENBERG/MZ. Verdutzte Blicke gab es bei vielen, als man am vergangenen Wochenende die Ergebnisse des 25. Spieltages in der Fußball-Landesklasse, Staffel fünf, auf den Tisch bekam. Die beiden führenden Teams, FC Grün-Weiß Piesteritz II und Rot-Weiß Kemberg, kassierten überraschende Niederlagen. Dadurch bleibt der Kampf um den Aufstieg spannend. Piesteritz II und Kemberg haben je 59 Punkte angesammelt, das Torverhältnis macht momentan den Unterschied (89:30 zu 72:18) aus; und Kemberg hat bislang eine Partie weniger absolviert. Zeigen die Aufstiegsaspiranten jetzt etwa Nerven? Der Piesteritzer Chefcoach Dietmar Hüller mag die Frage nicht direkt beantworten, meint aber: "Vielleicht ist der Druck auf unsere junge Mannschaft doch zu groß, so genau kann ich das jetzt noch nicht einschätzen. Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass wir es lernen müssen, auch mit Niederlagen umzugehen. Wobei ich hoffe, dass dieses Spiel unter der Rubrik Ausrutscher abgehakt wird."
Reflektiert auf die Partie gegen Hellas Oranienbaum kommt Hüller zu einer klaren Analyse. "Ich habe festgestellt, wie schmerzhaft es sein kann, wenn wichtige Mannschaftsstützen nicht dabei sein können. Und unser Kapitän Tobias Keil fehlt eindeutig. Mit ihm wäre unser größtes Problem in dieser Partie womöglich so nicht passiert, nämlich die Disziplinlosigkeit." Er hätte aus der Haut fahren können, als sich Michél Marsch (Rot wegen Beleidigung), Stefan Neuberg (Gelb-Rot wegen wiederholtem Meckerns) und Daniel Gallin (Rot wegen Beleidigung) auf die Bank setzten "durften". "Damit haben wir uns alles selbst vermasselt. Hellas wäre ja dumm gewesen, diese Chance nicht zu nutzen. Es ist eindeutig so, die Niederlage haben wir uns selbst eingebrockt."
Dabei hatte man quasi noch Glück im Unglück. Die Tabellenspitze hat Grün-Weiß vorerst behalten, weil sich Verfolger Rot-Weiß Kemberg nicht besser anstellte. Jedoch betont Coach Jiri Andrusak: "Wir können, auch wenn es nicht schön ist, mit der Niederlage umgehen. Wir haben bislang auswärts immer super gespielt. Die Nerven sind daher bei uns völlig in Ordnung, zumal wir eigentlich von Anbeginn der Saison gewohnt sind, unter Druck zu stehen." Und auch der Partie ringt Andrusak einige positive Aspekte ab: "Es wäre ein falsches Bild, von einem komplett schlechten Spiel zu sprechen. Wir sind nicht ohne Grund in Führung gegangen, haben dann aber im zweiten Abschnitt die Situation völlig unterschätzt. Ich gratuliere daher auch Vorwärts Dessau. Sie waren cleverer."
Mit Blick auf das Saisonfinale hält es Jiri Andrusak wie sein Amtskollege Dietmar Hüller. Beide wissen um die zuweilen heiß geführten Diskussionen abseits des Spielfeldes, beide sparen sich Anmerkungen zum Gegner aus. Andrusak: "Natürlich verfolgen wir die Geschehnisse, aber ich sage immer wieder, dass wir nur für uns verantwortlich sind, den Aufstieg selbst in der Hand haben und ich mich daher auf unsere Belange konzentriere." Und Dietmar Hüller fügt an: "Ich werde jetzt nicht anfangen, mir die Hände zu reiben, weil auch Kemberg hingefallen ist. Dafür gibt es keinen Grund, wir haben genügend eigene Baustellen. Schließlich bleibt unser Saisonziel der erste Platz."

Quelle:Mitteldeutsche Zeitung 27.04.10