Dessau 05 liebäugelt schon wieder mit Aufstieg in VL

Daniel Richter, 16.03.2011

Dessau 05 liebäugelt schon wieder mit Aufstieg in VL

Dessau 05

Beifall für feuerrote schwarze Null

 

 

erstellt 11.03.11, 18:47h, aktualisiert 11.03.11, 19:34h
Jahreshauptversammlung
Gut besucht: die Jahreshauptversammlung von Dessau 05. (FOTO: RUTTKE)
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DESSAU/MZ/FHA. Der Beifall der mehr als 70 anwesenden Mitglieder kam ein wenig verhalten. Dabei war das, was Michael Gränitz, der Vizepräsident Finanzen des SV Dessau 05, verkündet hatte, durchaus bemerkenswert für den Traditionsverein. "Die Verbindlichkeiten unseres Vereins liegen bei null Euro", sagte Gränitz in seinem Finanzbericht auf der Jahreshauptversammlung am Donnerstagabend und untermalte die Aussage visuell per Videobeamer, wo die Null - feuerrot und mit drei Ausrufezeichen versehen - allen deutlich sichtbar entgegen leuchtete.

Die Bilanz ist wichtig. Eineinhalb Jahre nach der Insolvenz, - ein Wort, das der einstimmig wieder gewählte 05-Präsident Ulf Schuster auf den vereinsinternen Index hat setzen lassen - kämpft Dessau 05 weiter um seine Reputation in der Öffentlichkeit - und um Vertrauen.

Dass dieses gerade bei Banken nicht zwingend vorhanden ist, das bekommen Schuster und Gränitz noch tagtäglich bei ihrer Arbeit zu spüren. Leasing? Fehlanzeige. Dispo-Kredit? Fehlanzeige. Doch mit einem soliden und fehlerfreien Finanzmanagement wollen die 05er zeigen, dass sie nicht nur aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben, sondern vor allem, dass sie diese Fehler nicht wiederholen werden.

Sportlicher Ehrgeiz hin und Aufstiegsambitionen her, "wir werden nur das Geld ausgeben, was wir auch einnehmen. Demzufolge kann ich auch in den Spielerverhandlungen nur das anbieten, was sicher haben. Sonst kann ich nicht ruhig schlafen", betonte Schuster.

Wie sehr sich die Zeiten bei Dessau 05 geändert haben, verdeutlicht die Kostenauflistung. Die beiden Männermannschaften kosteten im Jahr 2010 zusammen 25 000 Euro. "Damit sind wir zu Oberliga-Zeiten nicht einmal einen Monat weit gekommen", meinte Schuster augenzwinkernd. Trotz aller notwendiger finanzieller Enthaltsamkeit gab Schuster seinen Mitgliedern am Donnerstag aber auch eine Botschaft mit auf den Heimweg. "Ich halte nichts davon, nur in Fußballerbeine zu investieren. Ich halte aber auch nichts davon, gar nicht in Fußballerbeine zu investieren."

Größere Sorgen bereitet dem alten und neuen 05-Präsidenten die Entwicklung der Nachwuchs-Fußballabteilung. "Wir haben 40 Prozent der Mitglieder in der Nachwuchsabteilung verloren. Dieser Bereich hatte am meisten unter den Folgen der Insolvenz zu leiden. Unseren sportlichen Führungsanspruch in der Stadt haben wir verloren", sagte Schuster.

Neben den Folgen der Insolvenz sieht er dafür auch noch die geburtenschwache Jahrgänge zwischen 1990 und 1993 sowie die Delegierung von Leistungsträgern an die Sportclubs an. Allein aus dem heutigen C-Jugendbereich kicken zehn Spieler in Magdeburg, Halle oder Potsdam. "Das zu kompensieren ist schwer."

Dessau 05

«Ich bin mit der siebenten Liga nicht zufrieden»

erstellt 10.03.11, 21:26h, aktualisiert 10.03.11, 22:06h
Ulf Schuster
Der Berufsschullehrer Ulf Schuster bleibt für mindestens zwei weitere Jahre Präsident des SV Dessau 05. Er will den Verein zurück in die Verbandsliga führen. (FOTO: LUTZ SEBASTIAN)
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DESSAU/MZ. Vor eineinhalb Jahren ist Ulf Schuster als Präsident des SV Dessau 05 angetreten, um den Traditionsverein nach dessen Insolvenz aus der größten Krise seiner Geschichte zu führen. Donnerstagabend wählten ihn die Mitglieder für weitere zwei Jahre in das Amt. Mit Schuster sprach für die MZ Frank Harnack.

Was überwiegt beim Blick zurück auf anderthalb Jahre: Schmerz oder Freude?

Ulf Schuster: Bis zum 30. Juni vergangenen Jahres die Freude. auch wenn es im ersten halben Jahr extrem viel Arbeit war, den Verein nach der Insolvenz wieder auf die Beine zu bringen. Aber wir haben es geschafft, dass wir alle Rechnungen bezahlen konnten und dass wir uns als Führung nicht mehr aller 14 Tage treffen mussten, sondern ein Mal im Monat. Natürlich half uns eine tolle Saison der ersten Fußball-Mannschaft, das nahm viel Druck von uns.

Was passierte denn nach dem 30. Juni 2010?

Schuster: Es kippte irgendwie. Die Saison lief holpriger. Es wurde und wird ja für die Vereine in Dessau-Roßlau nicht einfacher, die Blut-und-Tränen-Liste ist da nur ein Beispiel. Bei uns trat dann der Mangel an Personal verstärkt in Erscheinung. Und das nicht nur im Präsidium, wo Michael Gränitz und ich keinen dritten Mitstreiter fanden. Auch für die Großfeldteams im Fußball haben wir jeweils nur noch einen Trainer. Wir sind personell einfach etwas unterbesetzt.

Ist Änderung in Sicht?

Schuster: Ich denke ja. Wir haben in den vergangenen Wochen viele Gespräche geführt, erste Signale sind da. Was uns, und sicherlich auch den anderen Vereinen der Stadt aber bleibt, ist diese Ungewissheit, was in Zukunft passieren wird. Die Förderung durch die Stadt ist ja deutlich weniger geworden. Darauf muss man sich einstellen.

Wie sieht es denn bei den Finanzen jetzt aus?

Schuster: Wir arbeiten mit einem Jahresumsatz von 150 000 Euro. Der Etat ist gedeckelt, wir erwirtschaften ein leichtes Plus. Für 2011 planen wir mit der gleichen Größe, wobei wir die Ausgaben auf 120 000 Euro begrenzen wollen. Bewährt hat sich das von uns eingeführte Sechs-Konten-Modell im Verein.

Investitionen in größerem Stil, beispielsweise in Spieler, wird es also auch künftig nicht geben?

Schuster: Nein, definitiv nicht. Wir haben ein Objekt im Schillerpark, dessen Pflege über Jahre vernachlässigt wurde. Das fällt uns jetzt auf die Füße. So müssen wir die Heizung für den Bereich Tribüne / Gaststätte erneuern.

Kommen wir zum sportlichen Bereich. Ist Dessau 05 dort im Alltag angekommen?

Schuster: Ja, die Abläufe funktionieren. Aber es ist kein Geheimnis: Ich bin mit der siebenten Liga nicht zufrieden. Unser Selbstverständnis ist ein anderes, es liegt eine Liga höher. Die Erwartungshaltung ist größer. Dadurch herrscht eine gewisse Unruhe im Verein.

Wie aber wollen Sie aufsteigen, ohne den Etat zu vergrößern?

Schuster: Wir führen erst einmal mit allen Spielern Einzelgespräche, um eine Grundübersicht zu bekommen, wer weiter zur Verfügung steht. Bisher weiß ich nur von einem Abgang. Unser Plan ist es, die Zahl der Vertragsamateure in der ersten Mannschaft von derzeit einem auf bis zu acht zu erhöhen. Teils mit eigenen, teils mit neu verpflichteten Spielern.

Woher nehmen Sie das Geld für die Vertragsamateure, wenn der Vereinsetat gleich bleibt?

Schuster: Wir werden das Geld innerhalb des Vereins etwas umschichten und von dort nehmen, wo wir nicht so viel brauchen wie ursprünglich gedacht. Fakt ist: Wir müssen aus der siebenten Liga raus, sie ist zu unattraktiv. Gelingt uns das nicht, werden wir Sponsoren verlieren. Da bin ich mir sicher.

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Quelle:MZ / rbw online