Allemannia Jessen im MZ-Interview
PR Team, 05.09.2012

Fußball Risikofaktor Verjüngung
VON ANDREAS RICHTER, 04.09.12, 18:43h, aktualisiert 04.09.12, 19:04h
Klaus-Dieter Richter (Präsident Allemannia Jessen): «Ich vertraue der Mannschaft.» (FOTO: THOMAS CHRISTEL)
JESSEN/MZ. Klaus-Dieter Richter überlegt nur kurz. Dann stellt der Präsident des SV Allemannia Jessen fest: "Ja, es ist zu hinterfragen, ob wir den personellen Umbruch unserer Landesklassenmannschaft vor dem Start der neuen Serie und damit verbunden noch einmal unsere generelle Einstellung zum Thema Spielerzugänge nicht hätten richtig propagieren müssen." Dies hätte wohl kaum unliebsame Überraschungen wie das Aus in der ersten Runde des Kreispokalwettbewerbes oder die blamable 0:8-Niederlage am vergangenen Wochenende gegen den VfB Gräfenhainichen verhindert. Aber die in der Sommerpause vorgenommene Verjüngung wäre keine unbekannte geblieben.
Nachwuchs erhält Chance
Mit dem Ergebnis, dass der Blick vom Spielfeldrand aus ein womöglich anderer wäre. Denn wenn man 17- und 18-Jährigen die Chance gibt, sich in der Landesklasse Sporen zu verdienen, kann nicht alles glatt laufen. Aber: Läuft die Allemannia nicht auch Gefahr, sich selbst aus der Riege sportlich bedeutsamer Mannschaften im Landkreis zu katapultieren? Was würde passieren, wenn die Elf kommendes Jahr in die Kreisoberliga absteigen müsste? Wie rasch man in die Bedeutungslosigkeit verschwinden kann, hat man schmerzlich bei Blau-Weiß Prettin oder Grün-Weiß Linda erfahren. Die Erinnerungen an deren glanzvolle Zeiten in der Landesklasse verblassen zusehends. Wieder überlegt der Präsident nur kurz. "Ich gebe zu, dass die Gefahr besteht, dass eine Verjüngung der Mannschaft ein Abrutschen nach sich ziehen kann. Denn es braucht Zeit, um sich neu aufzustellen." Doch der SV gehe bewusst dieses Risiko ein. Klaus-Dieter Richter erklärt dazu: "Wir weichen keinen Zentimeter von unserer Linie ab, dass wir in erster Linie unserem eigenen Nachwuchs Entwicklungschancen geben wollen." Um gleich anzufügen: "Ich vertraue jedoch der Mannschaft und dem Trainer, dass ein Abstieg zum Saisonende 2012 / 13 nicht zur Diskussion steht."
Fakt bleibt somit, dass es auch künftig nicht passieren wird, dass die Allemannen in den Sommer- und Winterpausen wie wild auf dem Transfermarkt nach neuen Kickern Ausschau halten, unterstreicht der Präsident ausdrücklich. Natürlich schließe man Neuverpflichtungen nicht aus und praktiziere sie auch. "Aber ich finde es abartig, wenn für Spielerwechsel in der Landesklasse teilweise fünfstellige Summen fließen. Da machen wir nicht mit."
Klare Vereinspolitik
Die Vereinspolitik in Jessen bleibt also unumstößlich. Dafür gerade zu stehen hat in erster Linie mit seinen Jungs Chefcoach Gerald Neiße. Kommentare zur Vereinspolitik gibt es von ihm nicht. "Ich muss mit dem arbeiten, was ich habe." Und ja, "mir macht der Job in Jessen weiter Spaß".
Neiße ignoriert jedoch nicht, dass man wohl eine schwere Meisterschaftsserie vor sich hat. "Der Umbruch hin zu einem jüngeren Team hat eigentlich schon vor einem Jahr begonnen. Jetzt merken wir es aber so richtig. Denn wenn man sieben junge Burschen hat, die zwar wollen, aber noch nicht über genügend Erfahrung verfügen, und außerdem Leistungsträger gehen, macht das die Sorgen nicht kleiner." Neiße hofft, dass das mit der Verjüngung "nicht in die Hose geht".
Soweit will er es natürlich nicht kommen lassen. "Ab dem siebenten Spieltag wissen wir, in welche Richtung der Zug abfährt." Unmittelbar nach dem Saisonauftakt sei es normal, wenn sich Höhen und Tiefen abwechseln. Trotzdem wird jetzt noch härter gearbeitet. Der Coach kennt die wichtigsten Baustellen. "Die Jungs dürfen sich auf anstrengende Trainingstage einstellen. Vor allem beim Thema Zweikämpfe sieht es mau aus." Gerald Neiße freut sich auf die Herausforderungen der Zukunft. "Diese machen schließlich den Reiz des Fußballs aus", stellt er fest.
Quelle:MZ