Afrikanische Asylbewerber kicken für SG Oranienbaum/Wörlitz
PR Team, 12.11.2014

Fußball ohne Grenzen
VEREIN Afrikanische Asylbewerber kicken für SG Oranienbaum/Wörlitz.
VON ANDREAS BEHLING
ORANIENBAUM/MZ- Knapp acht Minuten lang sind die Video-Sequenzen, die das Dreh-Team von Calluna-Film aus Wittenberg auf dem Oranienbaumer Sportplatz aufgenommen hat. Mit ihnen wird die Integration einer Reihe afrikanischer Asylbewerber aus Vockerode in die Kreisoberliga-Vertretung der Spielgemeinschaft Hellas 09 Oranienbaum/Grün-Weiß Wörlitz (Kreisfachverband Anhalt) dokumentiert.
In dem mit flotter Musik unterlegten Streifen kommen neben Stephan Arnhold, Geschäftsführer des Kreissportbunds (KSB) Wittenberg, und dem CDU-Kreisgeschäftsführer Christian Tylsch als Paten des Projekts "Mehr Farbe im Spiel!" auch SG-Coach Andreas Wolf und Mannschaftskapitän Marcel Weise zu Wort. Gleich zu Beginn würdigt Arnhold die herausragende Integrationsarbeit, welche von den Vereinen geleistet wird. Die Dokumentation, die in das Schulungsmaterial einfließen soll, trägt ihm zufolge dazu bei, eine auch für den Sport wichtige offene Willkommenskultur aufzuzeigen und zu unterstützen.
Weitere Ziele seien, die verschiedenen Chancen der Mitgliedergewinnung vor Augen zu führen sowie ein multikulturelles Vereinsdenken auszubauen und zu entwickeln. Denkbar sei zudem, dass sich potenzielle Förderer finden lassen, die einem Sozialsponsoring nicht abgeneigt sind. Tylsch formulierte, dass der KSB bereits durch die fast 200 in ihm organisierten Vereine "ein integratives Moment" in sich trage. Der Breitensport an sich sei "ein Ausdruck der Vielfalt, die wir haben". Das müsse man nicht auf die Hautfarbe reduzieren.
Bis heute habe man den Schritt, auf fußballbegeisterte Asylbewerber zurückzugreifen, nicht bereut, unterstrich Andreas Wolf als verantwortlicher SG-Übungsleiter. Sportlich gesehen seien die Neuzugänge eine deutliche Verstärkung. Zudem hätten seine dunkelhäutigeren Schützlinge durch das Trainingslager vorm Saisonstart erstmals Sachsen-Anhalt verlassen und die Ostsee bestaunen können. Die Abmachung sei klar: Wer sich anständig verhalte, erfahre jede Unterstützung. Zurzeit bemüht sich der Verein nach Kräften, seine Kicker dezentral unterzubringen. Nach Wolfs Empfinden sehen inzwischen viele Zuschauer die "fremdländischen" Sportler mit anderen Augen. Kapitän Marcel Weise bekennt, dass es vorab Skepsis gab. Doch die Geschichte hat sich von Anfang an positiv entwickelt: "Stück für Stück wird auch das Deutsch verbessert." Laut Udo Pfeifer, Abteilungsleiter Fußball bei Hellas 09, habe sich gezeigt, dass Integration eine Frage der Einstellung sei. "Wenn der Neue bereit ist, sich den Alltagsgewohnheiten des Gastgebers anzupassen, bekommt er auch den Freiraum für seine persönlichen Gepflogenheiten. Zum Beispiel bei der Einhaltung der Regeln des Ramadan", findet Pfeifer.
Gute sportliche Leistungen, so habe sich gezeigt, führen zu einer schnellen Anerkennung. Dies lasse sich auf alle anderen Bereiche übertragen. Leistungsbereitschaft bringe zügig Akzeptanz mit sich. "Der Sport hat den Vorteil, dass Leistung sofort messbar ist und daher der Gegenüber das Gezeigte gleich bewerten kann", so der Abteilungschef. Für seinen Geschmack hätte der Film aber noch etwas tiefgründiger auf die bürokratischen Schwierigkeiten eingehen können, die es speziell bei der Integration von Asylbewerbern gibt. Aus deren Kreis - auch dies ist zu bedauern - wurde kein Akteur vor Mikrofon und Kamera geholt.Das Video ist auf der Vereinsseite www.sg-oranienbaum-woerlitz.de zu sehen.
"Wir haben den Schritt nie bereut."
Andreas Wolf
Cheftrainer
Quelle:MZ